Es war kein Spaziergang, aber der Einsatz hat sich gelohnt: Die erfolgreichen Absolvent*innen des Hannover Kollegs und des Abendgymnasiums Hannover feiern ihre Abschlusszeugnisse. Sie verabschieden sich mit einem sehr persönlichen Dank und viel Humor von ihren Lehrkräften. Rückblickend war die Schule für sie weit mehr als ein Ort des Lernens.
Erleichterung, Freude, Stolz – aber auch Wehmut lagen in der Luft, als die Absolvent*innen in der Aula ihre Abschlusszeugnisse entgegennahmen. Hier haben sie in den vergangenen drei oder vier Jahren unzählige Klausuren bis hin zu den Abi-Prüfungen geschrieben und die mündlichen Prüfungen vorbereitet. Die Belohnung war Ende Juni in Form des Abschlusszeugnisses greifbar. Dafür mussten sie, so Schulleiter Udo Menski, immer wieder beweisen, dass sie es wirklich wollen und auch mal die „persönliche Komfortzone“ verlassen. Ganz unabhängig vom Notendurchschnitt wissen alle: Der Einsatz hat sich gelohnt. Er öffnet ihnen neue Wege.
Viel mehr als ein Ort des Lernens
Für die meisten Absolvent*innen schien das Thema Schule nach der ersten Schulzeit abgehakt. Trotzdem rückte es nach einiger Zeit wieder in den Fokus. „Mit der Erfahrung und der persönlichen Entwicklung ergeben sich neue Ziele und Träume, die man in der regulären Schulzeit noch nicht vor Augen hatte. Der Zweite Bildungsweg ist somit das beste Beispiel, dass es nie zu spät ist, seine Ziele zu verfolgen“, sagt Angelika. Insgesamt hoben die Absolvent*innen die persönliche Lernatmosphäre an den Gymnasien für Erwachsene hervor: kleine Lerngruppen, ein stabiles Lernumfeld ohne Lärm, Mobbing oder Sticheleien. Der Austausch mit Mitschüler*innen und Lehrkräften erfolge auf Augenhöhe und sei konstruktiv, selbst wenn man nicht immer einer Meinung sei. „Vor allem ab der 12. Klasse besteht hier eine wirklich angenehme Dynamik mit den Lehrkräften und den Kursen, die ich auf anderen Schulen so noch nicht erfahren habe“, berichtet Ria. So ist die Schule für sie viel mehr als ein Ort des Lernens geworden: ein Ort der Wertevermittlung, ein Ort, an dem Probleme besprochen werden und alle „gemeinsam wachsen“.
Wissen, Selbstvertrauen und Freundschaften im Gepäck
Rückblickend räumen alle ein, das Schulpensum sei nicht zu unterschätzen. Ohne Lernbereitschaft, Disziplin und Durchhaltevermögen sei es nicht möglich, die drei Jahre erfolgreich abzuschließen. Sehr wichtig war für die meisten daher die Unterstützung durch die Familie oder Freunde, aber auch durch die Mitschüler*innen.
Ob das neue Wissen immer exponentiell gewachsen sei, diese Frage ließ der Jahrgang mit einem Augenzwinkern offen. Vor allem, wenn einige an Mathematik dachten. Aber Bildung sei schließlich mehr als Noten und erfolgreiche Prüfungen. Abgesehen vom Abschlusszeugnis haben alle auch neues Selbstvertrauen und neue Freundschaften im Gepäck. Eine Abiturientin des Abendgymnasiums berichtet, dass die am ersten Tag der E-Phase noch kritisch beäugte Sitznachbarin im Laufe der Schulzeit zur besten Freundin wurde. Und eine andere betont: „Jetzt, wo der Prüfungsstress vorbei ist, fehlt mir schon das Gemeinschaftsgefühl. Es gab immer Mitschüler*innen, mit denen man sprechen und auf die man sich verlassen konnte. Es gab immer die Gewissheit, dass man in entspannten UND in stressigen Phasen nicht allein war.“
Für alle, die noch zweifeln, ob sie selbst genug Energie, Disziplin und die richtigen Voraussetzungen für den Zweiten Bildungsweg mitbringen, sind die Absolvent*innen des Jahrgangs 2023 Vorbilder. Ria – als eine von ihnen – macht Mut. Ihr Tipp: „Einfach anfangen. Es lohnt sich! Viele von uns waren acht bis zehn Jahre nicht mehr in der Schule. Und heute haben wir das Abi.“
(Scr, 1.7.2023)