Abitur mit 24 oder 34? Warum nicht? Wer es will und ein Ziel hat, kann Hürden überwinden. Die erfolgreichen Absolvent*innen des Hannover Kollegs und Abendgymnasiums Hannover be-weisen es. Zum Schuljahresende halten diejenigen, die das Abitur absolviert haben, nach rechnerisch 550 Schultagen und 50 Klausuren stolz das Zeugnis der Allgemeinen Hoch-schulreife in den Händen. Andere verabschieden sich mit der Fachhochschulreife. Auch das ist ein Erfolg! Rückblickend ist für alle die zweite Schulzeit viel schneller vergangen als er-wartet. Mit dem Abschlusszeugnis öffnen sich jetzt Türen für eine berufliche Neuausrichtung.

Lernen für sich selbst, nicht wegen der Schulpflicht

Der Blick auf Schule und Lernen hat sich bei allen – im Vergleich zur ersten Schulzeit – gewandelt. Das Besondere am Zweiten Bildungsweg? „Dass man durch Beruf und Arbeit ein besseres Zeitmanagement besitzt. Man hat mehr Erfahrungen gesammelt und ein klares Ziel vor Augen“, resümiert Manuel. Nach einer Ausbildung als Zahntechniker will er jetzt Biologie studieren. Enes, ehemaliges SV-Mitglied am Hannover Kolleg, ergänzt: „Der Umgang zwischen Schüler*innen und Lehrkräften ist hier ein anderer. Unterricht findet auf Augenhöhe statt. Außerdem legen die meisten Schülerinnen und Schüler eine erhöhte Lernmotivation an den Tag. Sie gehen für sich selbst, nicht wegen der Schulpflicht in die Schule.“

Pioniere, auch gegen Widerstände

Die Absolvent*innen heben die persönliche Lernatmosphäre an den Gymnasien für Erwachsene hervor: die kleineren Lerngruppen, die Unterstützungsangebote durch das Schüler-Mentoren-Programm und Lern-Coaching. Während viele durch ihr privates Umfeld Unterstützung erfuhren, gab es auch diejeni-gen, die als Erste in der Familie oder im Freundeskreis das Abitur anstrebten. Sie mussten im privaten Umfeld durchaus gegen negative Einstellungen ankämpfen. „Ich wurde oft ausgelacht und werde es immer noch. Dann sage ich, dass es hier Kursmitglieder gibt, die doppelt so alt sind wie ich, und sie sind still“, berichtet eine Schülerin des Abendgymnasiums.

Besondere Lernbedingungen im Abi Online-Kurs

Christian, SV-Sprecher des Abendgymnasiums, profitierte am Abendgymnasium vom Abi-Online-Kurs. „So konnte ich das Abitur nachholen, ohne fünf Tage in der Woche an der Schule zu sein. Nach Ab-sprache mit meinem Chef in der Klinik ging ich unter der Woche drei Tage in die Schule, zwei Tage arbeiten, und die Wochenenden verbrachte ich dann wieder im Operationssaal“, berichtet er.

Sie wussten, wofür sie es tun

Rückblickend räumen alle Absolvent*innen ein, das Schulpensum sei nicht zu unterschätzen. Manches Wochenende wurde geopfert, besonders die Zeiten der Facharbeit, der Vorabi-Klausuren und der Endspurt im Zentralabitur waren Belastungsspitzen. Ohne Lernbereitschaft, Disziplin, Durchhaltever-mögen und klare Prioritäten sei es nicht möglich, die zwei Jahre bis zur FH-Reife bzw. die drei Jahre bis zum Abitur erfolgreich abzuschließen. Aber in der Gemeinschaft geht vieles leichter.
Allen Interessierten, die zweifeln, macht SV-Sprecher Christian Mut: „Belastung ist immer individuell. Jeder bringt andere Voraussetzungen mit. Einen Versuch ist es Wert!“

Der Jahrgang 2024 nimmt zum Abschied viel mehr mit als das Abschlusszeugnis: z. B. Erinnerungen an Sommerfeste, an den Ukraine-Projekttag, Wellenreiten-Fahrten, die AG „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ oder verschiedene Klassen-Ausflüge. Auch neue Freundschaften, neue Erfah-rungen und neue Perspektiven gehören nach zwei bis drei Jahren Schulzeit zum „individuellen Gepäck“. Bei den Gesprächen mit Mitgliedern des Jahrgangs entstand zum Schuljahresende sogar ein neuer Motivations-Slogan: „Träumst Du noch – oder lernst Du schon?“
Eine Absolventin sagt: „Ich bin dankbar für die Schulzeit hier. Es war eine der besten Entscheidung, die ich bis jetzt getroffen habe.“ Aus ihrem Mund klingt es nicht nach Werbung, sondern nach Überzeugung.

Allen unseren Absolvent*innen wünschen wir auf ihrem weiteren Weg jetzt alles, alles Gute!

(Scr. 21.6.2024)