Zusammen für Toleranz: Projekttag gegen Ausgrenzung, Hass und Hetze

Zusammen für Toleranz: Projekttag gegen Ausgrenzung, Hass und Hetze

„Es sind nicht unsere Unterschiede, die uns trennen. Es ist unsere Unfähigkeit, diese Unterschiede anzuerkennen, zu akzeptieren und zu feiern.“  Was bedeutet dieses Zitat von Audre Lorde im Alltag? Wie soll man mit Vielfalt und Unterschieden umgehen?

Beim Projekttag im Januar setzten sich Schüler*innen und Lehrkräfte von Hannover-Kolleg und Abendgymnasium damit in 17 Workshops auseinander: Welche Rolle spielt Sprache? Das zeigten das Training von respektvoller und inklusiver Kommunikation oder die Reflexion, wie man gegen populistische Parolen argumentativ klare Kante zeigt. Kreativ ging’s beim Komponieren eines Jingles für Toleranz und dem Basteln von regenbogenbunten Armbändern zu. Spielerisch näherten sich die Teilnehmenden beim Privilegien-Marathon, dem 4-Ecken- und dem Toleranz-Spiel Fragen von Diversität.

Auf Recherche und Informationsgewinn zielten das Enttarnen rechter Dog-Whistles, die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Begriff der Rasse und Fragen, wie die Stadt Hannover gegen Diskriminierung vorgeht, oder warum sich ältere Damen als Omas gegen rechts engagieren. Zudem wurden aktueller Antisemitismus reflektiert und Sexismus bzw. sexuelle Belästigung erörtert. Ein Höhepunkt dieses ganz besonderen Schultags war das gemeinsame Mittagessen, das im Kochworkshop entstand, slawische, fernöstliche und norddeutsche Küche vereinte und so in verschiedener Hinsicht zeigte, wie Vielfalt zusammenkommen und dabei zu etwas Großartigem werden kann.

(Sys, 16.01.2025)

E-Phase im Gespräch mit Stasi-Opfer

E-Phase im Gespräch mit Stasi-Opfer

Freiheit und Demokratie sind etwas Wertvolles

Um in der DDR in das Visier des „Ministeriums für Staatssicherheit“ zu geraten, bedurfte es nicht viel. Eindrücklich zeigte sich das für die E-Phase des Hannover Kollegs in der Gedenkstätte Moritzplatz in Magdeburg beim Gespräch mit einem Zeitzeugen. Sein einziges „Verbrechen“: der Wunsch auf Ausreise aus der DDR. Auch fast vier Jahrzehnte später sind persönlichen Auswirkungen dieses Wunsches nach Freiheit und Selbstbestimmung spürbar.

Mit 18 fehlte Toralf S. in der DDR die „Luft zum Atmen“. Anfang der 1980er Jahre wollte er andere Kulturen kennenlernen, reisen, die Möglichkeit zum Abitur und Studium haben – ohne den permanenten Druck der Anpassung ans Kollektiv. Er beschloss, aus der „Freien Deutschen Jugend“ (FDJ) auszutreten und stellte vier Ausreiseanträge. Mit Schwierigkeiten hatte er gerechnet, auch mit beruflichen Nachteilen, nicht aber mit seiner Verhaftung, fünf Monaten Untersuchungshaft am Magdeburger Moritzplatz und anschließender Verurteilung zu 16 Monaten Gefängnis wegen der „Beeinträchtigung der staatlichen und gesellschaftlichen Tätigkeit in der DDR“.

Psychologische Folter gegen Andersdenkende

Perfide und systematisch arbeitete die „Stasi“ an ihrem Ziel: der psychologischen „Zersetzung“ politisch Andersdenkender. Das Geräusch, wie die Zellentür verschlossen wurde, ist bis heute im Kopf des inzwischen 60-Jährigen. Reduziert auf eine Nummer erlebte er drei Wochen Einzelhaft ohne jeglichen Kontakt nach draußen, sehnte sich irgendwann sogar nach seinem Vernehmer. Die Hoffnung auf einen Zellennachbarn erfüllte sich nicht. Das zweite Bett blieb leer. „Alles spielt sich dann in deinem Kopf ab. Wer dabei nicht verrückt werden will, muss sich irgendetwas ausdenken, und wenn man in Gedanken Skat spielt,“ berichtet der Magdeburger.

Schlafentzug über mehrere Wochen, da alle zehn Minuten nachts das Licht angeschaltet wird, wirkten. Ebenso die versetzten Schichten aus Glasbausteinen, die selbst dem hellsten Sonnenstrahl, dem frischesten Wind den Weg in die Zelle versperrten. Auch der Blick in ihr Spiegelbild blieb den Inhaftierten monatelang verwehrt („Du siehst dich nicht mehr, das macht etwas mit dir.“). Nicht aber das Kinderlachen vom Pausenhof der benachbarten Schule. Die Assoziationen während des Freigangs im Betonblock auf zehn Quadratmetern waren erwünscht. „Die Sehnsucht wurde dann einfach zu groß,“ erinnert sich Toralf S. – insbesondere, wenn Inhaftierte an ihre eigenen Kinder dachten.

Keinerlei rechtstaatliche Prinzipien

Einen Rechtsanwalt sah der damalige Facharbeiter erst, als er sein Geständnis in der Untersuchungshaft bereits unterschrieben hatte. Nach dem Urteil wurde er ins Gefängnis nach Cottbus verlegt. Dort erlebte er, dass sich die Haftbedingungen noch verschlechtern konnten. Neun Personen in einer Zelle, darunter Kriminelle, mit dem Ziel der „Selbsterziehung“ und eine Essensversorgung, bei der der Zwanzigjährige nach 14 Monaten noch 60 Kilo wog.

1987, zwei Monate vor Haftende, kaufte die Bundesrepublik Toralf S. für 90 000 DM frei – ein lukrativer sozialistischer Menschenhandel für West-Devisen. Bei der Erinnerung an seine ersten Momente in Freiheit bricht ihm auch im Jahr 2025 die Stimme. Zu überwältigend wirken die Gefühle nach.

Toralf S. engagiert sich intensiv für die Zeitzeugenarbeit in der Gedenkstätte Moritzplatz. Wenn er dort heute auf dem Innenhof des ehemaligen Stasi-Untersuchungsgefängnisses steht und eine Zigarette raucht, erscheint ihm das immer noch surreal. Seine Motivation: Zu vermitteln, wie ein Lebensweg in einer Diktatur plötzlich enden kann, wie es sich niemand zuvor vorstellen konnte. Seine Botschaft 35 Jahre nach dem Mauerfall: Demokratie und Freiheit sind etwas Wertvolles.

(Scr, 12.01.2025)

Der begehbare Adventskalender Döhren war am 11. Dezember zu Gast am Abendgymnasium

Der begehbare Adventskalender Döhren war am 11. Dezember zu Gast am Abendgymnasium

Ein schöner Anlass für eine kurze vorweihnachtliche Auszeit: Der Chor begrüßte die Gäste aus dem Stadtteil und lud anschließend zum Mitsingen ein. Interaktion war beim Musikrätsel gefordert. Hört man nur den geschlagenen Rhythmus, ist es gar nicht so einfach, bekannte Weihnachtslieder zu erraten.

Für eine ganz besondere „Erleuchtung” mit Funken und Rauch sorgten verschiedene chemische Experimente mit Wunderkerzen. Wer hätte gedacht, dass die selbst unter Wasser brennen. Aber Achtung: Falls sie eine Torte verzieren, sollte man die anschließend besser nicht mehr essen. An Silvester werden sich einige Adventskalender-Gäste sicher daran erinnern.

Herzlichen Dank an alle Mitwirkenden und Helfer*innen für diesen stimmungsvollen Moment jenseits des Schulalltags!

https://adventindoehren.wordpress.com/

(Scr, 13.12.2024)

Das Hannover-Kolleg swingt: „Jazzpilot*innen zu Gast im Klassenzimmer“

Das Hannover-Kolleg swingt: „Jazzpilot*innen zu Gast im Klassenzimmer“

Im Rahmen des landesweiten Musikvermittlungsprogramms „Jazzpilot*innen zu Gast im Klassenzimmer“ besuchte der Komponist, Pianist und Musik-Performer Holger Kirleis am 28. Oktober 2024 das Hannover-Kolleg und führte mit zwei E-Phasen-Klassen einen Workshop durch.

Jazz mit Schläuchen und Klingeln

Die Veranstaltung begann mit einer kurzen Einführung in die Musikrichtung des Jazz. Im Anschluss präsentierte Holger Kirleis sein mitgebrachtes „Instrumentarium“, das sich hauptsächlich aus Alltagsgegenständen zusammensetzte, etwa aus Schläuchen und Fahrradklingeln. Nachdem alle Teilnehmenden die „Instrumente“ erprobt und sich für eins entschieden hatten, wurden die Klänge nach und nach zusammengesetzt, sodass sich eine richtige Choreographie ergab. Die gemeinsam erarbeitete Improvisation wurde als Höhepunkt der Veranstaltung noch einmal musiziert und aufgenommen.

Eine besondere Erfahrung

Zum Schluss des Workshops formulierten die Teilnehmenden ein begeistertes Feedback: „Die Jazz-Stunde war eine besondere Erfahrung. Die lebendigen Klänge schufen eine kreative Atmosphäre voller Energie und Improvisation.“ „Spannend war, dass wir die ,Instrumente‘ nicht nur sehen, sondern auch selbst spielen durften. Dadurch konnten wir besser verstehen, wie intensiv das Zusammenspiel von Musiker und Instrument ist.“ „Mir gefiel, wie offen sich der eingeladene Musiker uns gegenüber verhielt und wie sehr er dafür brannte, uns den Jazz näherzubringen.“

Das Projekt „Jazzpilot*innen zu Gast im Klassenzimmer” wird gefördert von der Musikland Niedersachsen gGmbH und dem niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Das Hannover-Kolleg hatte sich dort erfolgreich um die Teilnahme beworben.

(kre)