Zwischen Industrieästhetik, Shoa und Menschlichkeit: die „Rosebusch Verlassenschaften“

Zwischen Industrieästhetik, Shoa und Menschlichkeit: die „Rosebusch Verlassenschaften“

Besuch bei den „Rosebusch Verlassenschaften“

Kurz vor den Ferien besuchten der Kunst- und der Geschichtsleistungskurs sowie zwei 11. Klassen das Kunstprojekt „Verlassenschaften“ in Hannover-Ahlem. In einer ehemaligen Fabrikhalle hat das Künstlerpaar Hans und Almut Breuste Industrieobjekte in Limmer (Metallteile, Stoffballen, Schrauben etc.) mit historischen Fotos, Textzitaten und Gemälden verbunden. Der Holocaust ist eine mögliche Verknüpfung. So heißt eine Teilausstellung „Litzmannstadt“ und erinnert an das ehemalige Ghetto Lodsch in Polen. Häufig finden sich Texte des Auschwitzüberlebenden Primo Levi oder von Anne Frank.

Besondere Stimmung und Interpretationsfreiheit

Die „Verlassenschaften“ verbreiten eine sehr besondere Stimmung. Im Unterschied zu Erinnerungsorten oder Gedenkstätten erlaubt sie eine freiere Interpretation. Die Schülerinnen und Schüler fühlten sich an aktuelle Ereignisse erinnert, wie den Krieg in der Ukraine. Ein Workshop bot verschiedene Möglichkeiten, sich mit der Ausstellung auseinanderzusetzen: Viele malten und zeichneten, es entstanden aber auch spontane Texte. Zudem war es möglich, die Industrieprodukte – die Ausstellungsstücke selber – neu zu arrangieren.

Bereichernder Fächerübergriff

Die Präsentation der Schülerproduktionen am Ende des Besuchs verdeutlichte, wie sehr die Besucher des Hannover-Kollegs von den „Verlassenschaften“ beeindruckt waren – und als wie sinnvoll sich der fächerübergreifende Ansatz erwies. Die „Verlassenschaften“ werden zukünftig sicher regelmäßig zum Exkursionsziel des Hannover Kollegs.

(fel)

Link: Webseite der Rosebusch Verlassenschaften 

Erfolgreich über Hürden:  Der Jahrgang 2022 ist stolz auf Abitur oder FH-Reife

Erfolgreich über Hürden: Der Jahrgang 2022 ist stolz auf Abitur oder FH-Reife

Abitur mit über 25? Mit Kindern? Nach Frust auf dem ersten Bildungsweg? All‘ das ist möglich. 44 erfolgreiche Absolvent*innen des Hannover Kollegs und Abendgymnasiums beweisen es.

Der Einsatz in den vergangenen Jahren hat sich gelohnt. Mit Stolz und Freude halten alle ihr Abitur-Zeugnis oder das Zeugnis der FH-Reife in den Händen. Es ist der Türöffner für eine berufliche Neuausrichtung oder die Universität. Gleichzeitig ist es der Beweis, wozu sie fähig sind. “Was wäre gewesen, wenn…,” diese Frage müssen sich die jetzt ehemaligen Kollegiat*innen und Abendgymnasiast*innen nicht mehr stellen. “Man weiß nie, was kommt. Die Möglichkeit, jetzt studieren zu können, ist ein gutes Gefühl”, betont Kristina. Dabei wechselt sie erst einmal nur die Berufsbranche.

Zweite Schulzeit mit neuem Blick

Der Blick auf Schule und Lernen hat sich bei den Absolvent*innen gewandelt. Kein Vergleich zur Schulmüdigkeit, Planlosigkeit oder dem allgemeinen Lernfrust am Ende des ersten Bildungswegs. Teilweise bauten sich damals auch persönliche oder gesundheitliche Probleme als Hürden auf. Warum sie sich nach einigen Jahren “Schulpause” für diesen Weg entschieden haben, das wussten fast alle genau. Mit Abstand zur ersten Schulzeit erschien Lernen in einem anderen Licht. “Als Erwachsener habe ich mehr Sinn darin gesehen mich weiterzubilden. Das spiegelt sich in der Arbeitsatmosphäre in der Schule und in der Motivation wider. Alle sind schließlich auf eigenen Wunsch hier”, erklärt Marcel, Abiturient des Abendgymnasiums.
Gerade die E-Phase habe die Möglichkeit für einen Ausbau des Allgemeinwissens und ganz neue Perspektiven geboten. “Was ich in den letzten drei Jahren gelernt habe, hat dazu beigetragen, die Welt, wie sie gerade ist, besser zu verstehen”, sagt Feline. Sie hat am Hannover Kolleg als einzige vom Vorkurs bis zum Abitur erfolgreich durchgehalten.

Eine besondere Lernatmosphäre

Die Absolvent*innen heben die persönliche Lernatmosphäre an den Gymnasien für Erwachsene hervor: Es gibt kleine Lerngruppen und einen guten Austausch mit den Lehrkräften. Weitere Unterstützung bieten Klassen-Paten, Schüler-Mentoren und das Lern-Coaching. Außerdem gingen die meisten Lehrkräfte darauf ein, wenn jemand durch die familiäre Situation oder Nebenjobs belastet sei. Man werde angesprochen, wenn es Probleme gebe.

Corona: harte Probe, positive Nachwirkungen

Während der Corona-Pandemie hat der Abi-Jahrgang 2022 über sieben Monate Schulschließung erlebt. Der Rückblick auf diese Zeit fällt überwiegend kritisch aus. Online-Lernen ersetze nach Ansicht der meisten nicht den persönlichen Austausch im Kurs. Das Lernen durch Zuhören und Mitdiskutieren fehlte. Geregelte Tagesstrukturen, feste Lernzeiten, aber auch das Gemeinschaftsgefühl blieben bei vielen auf der Strecke – trotz der Bemühungen vieler Lehrkräfte. Und doch entdecken einige im Nachhinein positive Aspekte: Digitale Arbeitsformen hielten Einzug in den Präsenzunterricht. Das Zettelchaos ließ sich zur Abitur-Vorbereitung mit Moodle besser ordnen. Und auch digitale Tafelbilder waren ideal für die Wiederholung.
Kein Abitur-Jahrgang habe mit mehr unterschiedlichen Unterrichtsszenarien umgehen müssen, betont Schulleiter Udo Menski. Damit hätten alle Absolvent*innen eine zentrale Kompetenz erworben, die gerade in Krisenzeiten unschätzbar wichtig sei: Mit Unwägbarkeiten und wechselnden Rahmenbedingungen umzugehen und auch in schwierigen Zeiten ein Vorhaben erfolgreich zu beenden.

Die Pandemie-Situation setzt somit Impulse über das Schulleben hinaus. Kristina betont: “Vielleicht haben wir durch Corona gelernt, uns in Akzeptanz zu üben, dass manche Dinge nicht in unserer Hand liegen und man dennoch probieren sollte, das Beste aus einer Situation zu machen.”

Sie wussten, wofür sie es tun

Rückblickend räumen die Absolvent*innen ein, das Schulpensum sei nicht zu unterschätzen. Ohne Lernbereitschaft, Disziplin und Durchhaltevermögen sei Erfolg schwer möglich. Zum Abschied nimmt der Jahrgang 2022 jetzt viel mehr mit als das Abi-Zeugnis oder die FH-Reife. Neue Freundschaften, neue Erfahrungen, neue Perspektiven zählen zum “individuellen Gepäck”. “Ich bin dankbar für die Schulzeit hier”, das antworten viele auf die Frage nach ihrem persönlichen Fazit. Und Julia vom Abendgymnasium macht allen Interessierten Mut: “Ich würde jedem raten, der es auf dem ersten Bildungsweg nicht geschafft hat, sich eine zweite Chance zu geben. Denn wenn man es dann geschafft hat, kann man richtig stolz auf sich sein.” Ihr Mitschüler Marcel ergänzt: “Zu wissen, wofür man es tut, macht es deutlich einfacher.”

(Scr, 1.7.2022)

Zwischen Bruderliebe und Bruderzwist: Deutschkurse besuchen Lesung über Heinrich und Thomas Mann

Zwischen Bruderliebe und Bruderzwist: Deutschkurse besuchen Lesung über Heinrich und Thomas Mann

Schüler:innen aus den Deutschkursen des 12. Jahrgangs des Hannover Kollegs nahmen an einer Veranstaltung im Literaturhaus Hannover teil: Mit ihren Lehrkräften besuchten sie eine Lesung aus dem Briefwechsel der Brüder Heinrich und Thomas Mann, zwei der berühmtesten deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Für einen Moment schienen die zwei Literaten dort durch ihre Gedanken und Kommentare in Briefen und Postkarten wieder zu lebendigen Menschen werden.

Hans Wißkirchen hat den Briefwechsel des intellektuellen Brüderpaars 2021 neu herausgegeben. Bei der Lesung im Künstlerhaus ordnete er ausgewählte Briefe in ihren Zeitkontext ein und verriet so manches Detail über das Leben und Werk der Manns – und das Verhältnis der Brüder zueinander. Der lebendige Vortrag der Schauspielerin Christiane Ostermeyer brachte die Texte zum Leuchten. Für die zukünftigen Absolvent:innen des Hannover Kollegs, die sich für das Abitur 2023 mit „Der Untertan“ und „Mario und der Zauberer“ befassen, wurde deutlich: Heinrich und Thomas Mann waren einflussreiche Künstler und scharfsinnige Intellektuelle – aber auch einfach Brüder, die ihr ganzes Leben in freundschaftlicher Rivalität verbunden blieben.

Deg, 24.05.2022

Gegen Rassismus im Alltag: AG veranstaltet „Privilegien-Marathon“

Gegen Rassismus im Alltag: AG veranstaltet „Privilegien-Marathon“

„Krass, wie Rassismus Menschen im Alltag einschränkt.“ Diese Erfahrung machten Schüler*innen am Hannover Kolleg beim Privilegien-Marathon. Das Spiel wurde organisiert von der AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

Privilegien in vermeintlichen Alltagssituationen

„Wenn ich eine Wohnung oder einen Job suche, ist es egal, wie ich aussehe oder wie ich heiße.“ Antwortet man mit Ja oder Nein? „Niemand wundert sich über meine Deutschkenntnisse.“ Ja oder nein? Die Mitspielenden reagierten auf diese und andere Aussagen mit einem Schritt nach vorne oder blieben stehen. Anschließend besprachen sie die Verteilung der Gruppe im Raum. Denn: Die Position erlaubt Rückschlüsse über vorhandene Privilegien. Das Spiel bot teilweise so viel Diskussionsstoff, dass die geplante Zeit nicht reichte.

Offen über Diskriminierung sprechen

„Ich fand’s gut, wie alle ihre Meinung gesagt und von eigenen Erfahrungen berichtet haben. Für einige war das Spiel eine Hilfe, diskriminierende Erlebnisse auszusprechen und zu sehen, dass man nicht allein ist“, so das Fazit in der AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

Die Einladung zur Diskussion besteht weiterhin. Stelltafeln im Pavillon weisen auf verschiedene Perspektiven und Diskriminierung im Alltag hin. Sollte man zum Beispiel Wörter wie „Alman“ benutzen?

 

› Mehr Aktivitäten der AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“