Was erzählen Straßenbahnhaltestellen über die Geschichte Hannovers?

Was erzählen Straßenbahnhaltestellen über die Geschichte Hannovers?

Die Antwort auf diese Frage erhielten die Studierenden des Seminarfachs Geschichte aus dem Jahrgang 12 in einem Workshop im Zeit-Zentrum Zivilcourage in Hannover. Das Zentrum präsentiert Informationen zu 45 Biographien von Frauen und Männern, die während des Nationalsozialismus in Hannover gelebt haben: Täter, Opfer, aber auch Menschen, die Widerstand geleistet haben.

Während des Workshops erforschten die Studierenden in kleinen Gruppen insgesamt 6 Biographien. Ihr Recherche begann mit einer einfachen Karte, auf der lediglich das Foto, der Name, Jahreszahlen sowie der Name einer Straßenbahnhaltestelle abgedruckt waren. Ein interaktiver Zeitstrahl bot als erste Station weitere Informationen. Er gab Auskunft über die deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, ergänzt mit Ereignissen aus Hannover und individuellen Angaben zu den einzelnen Personen. Einen Stock tiefer fanden sich Kabinette mit einem persönlichen Gegenstand zu 13 Personen, wie etwa ein Koffer, den Norbert Kronenberg zurückließ, bevor er in das Ghetto Riga deportiert wurde, aus dem er nie zurückkehrte, oder der Meistergürtel des deutschen Boxermeisters Johann Wilhelm Trollmann, dem 1933 sein Titel von den Nationalsozialisten als „Zigeuner“ aberkannt wurde. Eine dritte Station war ein interaktiver – aktueller – Netzplan der Üstra. An einigen Haltestellen lassen sich dort per Kopfhörer kurze Tonbeiträge abrufen. Diese Station fanden viele Schülerinnen und Schüler sehr spannend, weil sie hier die Biographien mit ihrem alltäglichen Leben verknüpfen konnten. Anschließend stellten die Gruppen ihre Ergebnisse vor und diskutierten diese, dabei äußerten die Studierenden häufig Respekt vor dem Mut einzelner Personen. Im anschließenden Feedback verdeutlichten manche, dass man sich etwa gut „mit den Personen identifizieren konnte“, dass sowohl der Workshop gelungen als auch das Zentrum ein interessanter Lernort sei. Die eine oder der andere haben zudem eine Idee für ihre Facharbeit aus dem Workshop mitgenommen und manche planen schon einen neuen Besuch.

(fel)

Besuch im niedersächsischen Landtag

Besuch im niedersächsischen Landtag

Vor Ort erlebten Schüler*innen aus dem 12. Jahrgang live, wie Landespolitik aussehen kann: Sie beobachteten eine kontroverse Landtagsdebatte zur Corona-Pandemie, bei der sehr deutlich wurde, welche Positionen die Abgeordneten der verschiedenen Parteien zur Einführung der 2G-Regel vertreten. In einer anschließenden Diskussion mit drei Abgeordneten von SPD, Grünen und CDU nahmen diese sich viel Zeit, Fragen zu beantworten, z. B. wie sie als Landespolitiker*innen auf die anhaltende Spaltung der Gesellschaft reagieren, welchen Bedarf sie bei der Gestaltung von Arbeitsbedingungen in Pflegeberufen sehen oder was Niedersachsen für den Hochwasserschutz unternimmt.

Wie im Parlament gearbeitet wird, wie es gewählt wird oder was Fraktion, Koalition, Ausschuss oder Hammelsprung bedeuten, hatten die Schüler*innen schon zuvor durch den Landtagsfilm erfahren.

(sys, 16.09.2021)

Geschichtsprojekt „Denkmäler in Hannover“ am Hannover-Kolleg

Geschichtsprojekt „Denkmäler in Hannover“ am Hannover-Kolleg

Denkmäler und deren mögliche Rolle in der Erinnerungskultur (einer aktiven, geleiteten Erinnerung an historische Ereignisse) wurden und werden zuletzt heftig diskutiert. Daher lag es auf der Hand, dies im Seminarfach am Hannover-Kolleg zu thematisieren. Im Schuljahr 2020/21 führten Schülerinnen und Schüler ein Geschichtsprojekt zu Denkmälern in Hannover und Umgebung durch. Die Kursmitglieder wählten die Denkmäler, die an historische Ereignisse oder Personen erinnern, selbstständig aus. Ziel war es, diese zu analysieren und herauszuarbeiten, welche Erinnerungsangebote bzw. Werte sie repräsentieren: Sind sie im Sinne einer offenen, demokratischen Gesellschaft noch zeitgemäß?

Denkmäler nicht zwangsläufig selbsterklärend – Hintergrundinformationen fehlen

Neben prominenten Beispielen wie dem Ernst-August-Denkmal vor dem Hauptbahnhof rückten auch unbekanntere in den Fokus des Kurses: zum Beispiel das Denkmal „Neue Synagoge“ in der Calenberger Neustadt, das Waldersee-Denkmal an und der Pelikan-Brunnen in der Eilenriede, der Ehrenfriedhof am Maschsee oder das Gandhi-Denkmal unweit des Neuen Rathauses.

Während bei den Denkmälern, die sich als Teil der bundesrepublikanischen Erinnerungskultur mit Holocaust und Shoa befassen, Informationstafeln Hintergründe erklären, fehlen Ausführungen zum historischen Kontext gerade bei aktuell umstrittenen Denkmälern wie dem Pelikan-Brunnen oder dem Waldersee-Denkmal. Die Schülerinnen und Schüler fragten sich zu Recht, warum ein Denkmal wie das für den Grafen von Waldersee, das deutsches Weltmachtstreben und Kolonialismus repräsentiert, noch immer unkommentiert in Hannover steht. Sie diskutierten gleichzeitig unterschiedliche Formen der Denkmalskultur. So lädt das offene und begehbare Holocaust-Mahnmal auf dem Opernplatz zum Verweilen ein, wird teilweise aber auch als Partylocation missbraucht und vermüllt.

Differenzierte Betrachtung bei jedem Einzelfall

Auch wenn aufgrund der Corona-Pandemie die Arbeit in Bibliotheken erschwert war, lernten alle Kursmitglieder interessante, aber bislang unbekannte Aspekte der Geschichte der Stadt kennen, in der sie leben. Bei jedem Denkmal wurde ihnen deutlich: Jede Zeit setzt unterschiedliche Akzente bei der Erinnerung. Und die Bewertung jedes Denkmals erfordert eine differenzierte Betrachtungsweise.

25.07.2021, Dr. Björn Felder (felder@hannover-kolleg.de)

Interesse geweckt? Hier finden Sie den vollständiger Text zum Projekt!

Denkmäler und deren mögliche Rolle in der Erinnerungskultur (einer aktiven, geleiteten Erinnerung an historische Ereignisse) wurden und werden zuletzt heftig diskutiert. Daher lag es auf der Hand, dies im Seminarfach am Hannover-Kolleg zu thematisieren. Im Schuljahr 2020/21 führten Schülerinnen und Schüler ein Geschichtsprojekt zu Denkmälern in Hannover und Umgebung durch. Die Kursmitglieder wählten die Denkmäler, die an historische Ereignisse oder Personen erinnern, selbstständig aus. Ziel war es, diese zu analysieren und herauszuarbeiten, welche Erinnerungsangebote bzw. Werte sie repräsentieren: Sind sie im Sinne einer offenen, demokratischen Gesellschaft noch zeitgemäß?

Seminarfach Geschichte – Auseinandersetzung mit Erinnerungskultur

Im Seminarfach sollen die Schülerinnen und Schüler laut niedersächsischem Lehrplan auf die Anforderungen im Hochschulstudium vorbereitet werden (Wissenschaftspropädeutik). Das bedeutet in diesem Fall das Erstellen einer achtseitigen Hausarbeit nach wissenschaftlichen Kriterien im zweiten Semester. Hierzu wurden zunächst Themen wie Literaturrecherche, Strukturieren von Hausarbeiten, richtiges Zitieren, Erstellen von Literaturverzeichnissen u. a. trainiert. Inhaltlich haben sich die Schülerinnen und Schüler zunächst aktuelle gesellschaftliche Debatten zu Denkmälern oder zur Umbenennung von Straßennamen in Hannover angesehen, wie im Falle der General-Wever-Straße.[1] Methodisch wurden Modelle der Erinnerungskultur und speziell das Modell der Denkmalskultur nach Wolfgang Hartwig behandelt,[2] um eine Grundlage für die Analyse von Denkmälern zu erarbeiten. Hintergedanke war, dass das Seminarfach sich auch mit abiturrelevanten Themen befasst und die Studierenden sich so zusätzlich auf das Abitur vorbereiten, in diesem Fall war es ein Vorgriff auf das Thema „Geschichts- und Erinnerungskultur“ im Semester 13/2.

Ergebnisse

Der erste Schritt des Projekts bestand darin, dass sich jeder Studierende eigenständig ein Denkmal in Hannover oder Umgebung suchte, um dies zu analysieren und im Kurs vorzustellen. Dies war interessant, da neben prominenten Stücken wie dem Ernst-August-Denkmal vor dem Hauptbahnhof auch solche in den Fokus rückten, die für die meisten Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer eher unbekannt waren – wie das Denkmal „Neue Synagoge“ in der Calenberger Neustadt, das Waldersee-Denkmal und der Pelikan-Brunnen in der Eilenriede, der Ehrenfriedhof am Maschsee oder das Gandhi-Denkmal unweit des Neuen Rathauses.
Auffallend war, dass Denkmäler, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind bzw. sich mit der jüngsten, dunklen Geschichte wie dem Nationalsozialismus oder dem Holocaust, der Shoa, befassen und damit Teil der bundesrepublikanischen Erinnerungskultur sind, meist durch aussagekräftige Informationstafeln begleitet werden. Dies ist etwa der Fall bei dem 1993 errichteten Denkmal „Neue Synagoge“ (Bergstraße), welches an die Zerstörung der Hannoverischen Synagoge während der Reichspogromnacht am 9. November 1938 erinnert. Aufgrund von Vandalismus und antisemitischen Schmierereien ist das Denkmal heute durch Zäune und ein Tor abgesperrt.
Ganz anders ist das Konzept des Holocaust-Mahnmals auf dem Opernplatz, das begehbar ist und auch zum Verweilen einlädt. Problematisch ist hierbei, wie die Referentin aufzeigte, dass das Denkmal häufig von Jugendlichen als Partylocation missbraucht wird und bei solchen Anlässen auch vermüllt. Dies führte bereits zu Kontroversen um die Nutzung (ähnlich wie beim zentralen Holocaust-Mahnmal in Berlin), wobei die Offenheit andererseits auch für Bürgernähe spricht.
Öffentlich zugänglich, aber kaum bekannt ist der Ehrenfriedhof am Maschsee Nordufer, der an die Ermordung von 526 Menschen erinnert, darunter kriegsgefangene Rotarmisten, aber auch Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge aus der Sowjetunion, Westuropa und Südeuropa, die noch im April 1945 von der SS erschossen wurden. Der Bau des Denkmals war 1945 von den britischen Besatzungsbehörden angeordnet worden, ist aber inzwischen fest in der städtischen Erinnerungskultur verankert. In den 1950er Jahren zu Zeiten des Kalten Krieges forderten Stadträte immer wieder, den Friedhof zu verlegen – wie ein Schüler aufgrund von Archivmaterialien nachwies. Zudem wurde der Ort zeitweise wenig gepflegt und sowjetische Symbole wurden entfernt. Nach der Wiedervereinigung und dem Ende des West-Ost-Konflikts erlangte er eine wichtige Bedeutung als Ort der Erinnerung an Krieg und Faschismus.

Informationstafeln fehlen dagegen vor allem bei jenen Denkmälern, die heute umstritten sind und zum Teil heftig diskutiert wurden und werden. Ein eher unscheinbares Denkmal ist der Pelikan-Brunnen in der Eilenriede (Waldersee-Straße/Fritz-Beindorff-Allee), der dem Unternehmer Dr. Fritz Beindorff (1860-1944) gewidmet ist. Beindorff ist vor allem bekannt als ehemaliger Eigentümer der Pelikan AG. Er war u. a. Senator der Stadt Hannover und tat sich als Mäzen hervor: Er war Mitbegründer der Kestner-Gesellschaft. Auf der Negativseite findet sich sein Engagement für den Nationalsozialismus: Zwar war er kein Parteimitglied, hat aber im Jahr 1932 eine Eingabe von Industriellen an Reichpräsident Hindenburg, die die Kanzlerschaft Hitlers forderte, mitunterzeichnet.[3] Eine wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2019 unterstellt Beindorff „ideologische Konformität“ bezüglich des NS-Regimes. Zudem profitierte die Firma Pelikan nicht nur von der NS-Kriegswirtschaft, sondern vermutlich auch von einer „Arisierung“ in Polen, also der Enteignung jüdischer Unternehmer.[4] Nachweisbar ist allerding der Einsatz von über tausend Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in den Jahren 1940 bis 1944: Zudem wurden auf dem Firmengeländen Arbeitslager eingerichtet – allerdings hatte sich Firmeninhaber Beindorff Anfang der 1940er Jahre sukzessive aus der Firmenleitung zurückgezogen.[5] Die geplante Umbenennung zumindest der Straße konnten die Abgeordneten der Grünen 2019 im Bezirksrat Vahrenwalde/List mangels Unterstützung der SPD nicht durchsetzen.[6] Der referierende Schüler war jedoch der Meinung, man solle den Brunnen umwidmen. Am Pelikan-Brunnen, der 1961 von einer privaten Stiftung erbaut wurde, findet man bisher keinerlei Hinweise zur umstritten Figur Beindorff oder der Firma Pelikan.
Ebenso unkommentiert steht immer noch das Waldersee-Denkmal (Hohenzollernstraße) in der Eilenriede, eine Reminiszenz an ein deutsches Kolonialabenteuer: General Alfred Graf von Waldersee (1832-1904) war ein hochdekorierter preußischer Militär. Das Denkmal erinnert an seinen Oberbefehl über das deutsche Expeditionscorps, das 1900/01 den so genannten „Boxeraufstand“ (Boxerkrieg) in China niederschlagen sollte.[7] Dabei handelte es sich aus heutiger Sicht um einen nationalen Aufstand gegen die westlichen Kolonialmächte, die Teile von China unter sich aufgeteilt hatten. Waldersee kam zu spät in Peking an, konnte dort aber noch Strafexpeditionen gegen Aufständische durchführen. Dabei soll er brutal und inhuman vorgegangen sein, wie es Kaiser Wilhelm II. in seiner „Hunnenrede“ gefordert hatte. Die Schülerinnen und Schüler fragten sich zu Recht, warum ein solches Denkmal, das deutsches Weltmachtstreben und Kolonialismus repräsentiert, noch immer in Hannover steht, zumal es unkommentiert ist. Waldersee wird als Kreuzritter mit Schwert und Schild dargestellt, der pikanterweise auf einem (chinesischen) Drachen steht – offensichtlich Ausdruck von Rassismus und wilhelminischen Selbstverständnis: „dem ruhmreichen Streiter für die Größe Deutschlands“, wie es auf der Rückseite der Statue heißt. Immerhin wurde dieses Denkmal zuletzt stark diskutiert.[8] Der Umgang mit solchen kolonialen Relikten kann unterschiedlich gehandhabt werden, doch die Schülerinnen und Schüler waren sich einig, dass das Denkmal zumindest nicht ohne erklärende Tafel bleiben kann.
Ein Projekt zu Denkmälern in Hannover kann vermutlich nicht auskommen ohne die Behandlung der Statue des ehemaligen Königs von Hannover, Ernst-August (1771-1851), die auf dem Bahnhofvorplatz steht. Der Monarch ist vor allem aufgrund seiner dezidiert antidemokratischen Haltung in die Landesgeschichte eingegangen, da er umgehend nach seiner Krönung 1837 die bis dato liberale Landesverfassung außer Kraft setzte. Als sieben Professoren von der Universität Göttingen dagegen protestierten, wurden sie entlassen und zum Teil des Landes verwiesen. Daran erinnert in Göttingen u.a. ein Gegendenkmal. In Hannover selbst wurde 1998 zur Erinnerung an die Göttinger Sieben ebenfalls ein Denkmal vor dem niedersächsischen Landtag errichtet.
Das Denkmal für Ernst-August, das 1861 durch aristokratisch-militärische Eliten errichtet wurde – und nicht durch das „Volk“, wie der Sockel suggeriert – wurde zuletzt ebenfalls Ziel erinnerungspolitischer Debatten.[9] Aber bis heute werden die Hannoveranerinnen und Hannoveraner, wenn sie sich „unter dem Schwanz“ treffen, nicht über die Person informiert, die dort auf sie herabblickt.
Auch wenn aufgrund der Corona-Pandemie die Arbeit am Projekt, speziell die Arbeit in Bibliotheken erschwert war, kamen alle Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer zu vorzeigbaren Ergebnissen und lernten unbekannte Aspekte der Geschichte der Stadt kennen, in der sie leben. Gleichzeitig wurde deutlich, dass die Bewertung von Denkmälern eine differenzierte Betrachtungsweise erfordert.

25.07.2021, Dr. Björn Felder

Liste der im Kurs behandelten Denkmäler in Hannover und Umgebung:

  • Der Ehrenfriedhof Maschsee-Nordufer
  • Das Ernst-August-Denkmal
  • Der Dr. Fritz Beindorff gewidmete Pelikan-Brunnen
  • Das Gutenberg-Denkmal
  • Das Holocaust-Mahnmal
  • Das Leibniz-Denkmal
  • Das Mahatma Gandhi Denkmal
  • Das Marschner-Denkmal auf dem Opernplatz
  • Das Denkmal „Neue Synagoge“
  • Das Waldersee-Denkmal
  • Die Waterloo-Siegessäule
  • Stolpersteine in Lehrte

 

[1] (https://www.hannover.de/Leben-in-der-Region-Hannover/Bürger-Service/Stadtbezirksportale-Hannover/Stadtbezirk-Bothfeld-Vahrenheide/Meldungen/Neuer-Name-für-die-General-Wever-Straße)

[2] Vgl. etwa: Wolfgang Hartwig: Politische Kultur der Moderne. Ausgewählte Aufsätze, Göttingen, 2011.

[3] Annemone Christians, Tinte und Blech, Eine Pilotstudie zu Fritz Beindorff (1860-1944) und den Günther Wagner Pelikan-Werken im Nationalsozialismus, Leuenhagen & Paris, 2018, S.51f.

[4] Die Umstände konnten die Autoren letztlich nicht endgültig rekonstruieren: ebd., S. 75.

[5] Ebd. 81– 89f; 99f. zum Einsatz der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter: Vgl. Janet Anschütz / Irmtraud Heike: Feinde im eigenen Land. Zwangsarbeit in Hannover im Zweiten Weltkrieg. 2. Auflage, Bielefeld 2000.

[6] So die Aussage von Ratsmitglied Jürgen Müller (Die Grünen), 22.7.2021; vgl. auch: https://vahrenwald-list.gruene-hannover.de/gruene-seiten/umbenennung-fritz-beindorff-allee-und-porscheweg (22.07.2021).

[7] Vgl. etwa: Dietrich Schubert: Hoetgers Waldersee-Denkmal von 1915 in Hannover, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch, 43 (1982), S. 231–246.

[8] Vgl. Simon Benne: Debatte um Denkmal und Straße: Was wird aus „Weltmarschall“ Waldersee? In: HAZ, 13.12. 2020.

[9] Vgl. Christian Carstens/ Daniel Puskepeleitis: „Wir wollen unser Reiter-Denkmal behalten“, (17.07.2020) in:BILD: https://www.bild.de/regional/hannover/hannover-aktuell/debatte-um-ernst-august-wir-wollen-unser-reiter-denkmal-behalten-71929374.bild.html, (22.07.2021)

Gespannt und motiviert: E-Phasen und Vorkurs starten ins neue Schuljahr

Gespannt und motiviert: E-Phasen und Vorkurs starten ins neue Schuljahr

„Da geht noch was“, sagen sich rund 150 neue Schüler*innen am Hannover Kolleg und Abendgymnasium, die sich bewusst entschieden haben, freiwillig noch einmal die Schulbank zu drücken. Fünf Klassen der E-Phase und ein Vorkurs starten mit einem gemeinsamen Ziel: an den Gymnasien für Erwachsene das Abitur oder die Fachhochschulreife zu absolvieren.

Gemeinsam lernen, sich gegenseitig unterstützen

„Sie haben sich was vorgenommen“, begrüßt Schulleiter Udo Menski die neuen Schüler*innen anerkennend. In den Klassen ist eine Mischung aus angespannter Aufmerksamkeit und Neugier zu spüren: Wer sind die Mitschüler*innen und die Klassenleitung? Was wird in der nächsten Zeit alles auf dem Programm stehen? Und wie wird der schulische Wiedereinstieg gelingen?

Wie wichtig das gemeinsame Lernen, der Zusammenhalt und die Unterstützung im Klassenverband sind, betonen Schul- und Klassenleitung unisono. Schließlich gilt es, neben dem Wiedereinstieg in den Schulrhythmus und manch lange zurückliegende Themen ggf. zusätzlich berufliche oder familiäre Aufgaben zu meistern. Dass es durchaus Zeit braucht, sich wieder ans Lernen zu gewöhnen, wissen die Pat*innen aus dem Jahrgang 12 oder 13, die den „den Neuen“ nicht nur am ersten Schultag, sondern während des gesamten Schuljahres mit Informationen und Ratschlägen zur Seite stehen werden.

Aktiv am Ball bleiben

Und auch diejenigen, die vor wenigen Wochen erfolgreich ihre Schullaufbahn am Hannover Kolleg und Abendgymnasium abgeschlossen haben, begrüßen die neuen Schüler*innen mit kurzen schriftlichen Tipps. Der Tenor: Es braucht Zeit um anzukommen. Zu viel eigener Druck schadet. Aber das kontinuierliche Lernen, das am Ball Bleiben und aktive Mitarbeiten sind zentrale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zeit an den Gymnasien für Erwachsene. Eine Abiturientin des Jahrgangs 2020/2021 bringt es auf den Punkt: „Der Wille ist das, was zählt. Alles Weitere lernt man nach und nach.“

Nach einer ersten Kennenlernrunde, einem Rundgang über das Schulgelände und dem kurzen Austausch mit Mitschüler*innen rechts und links wirkt die Stimmung gelöster. Das Schulmotto wird bereits am allerersten Schultag deutlich: Wissen erwerben, Horizonte erweitern, selbstgesteckte Bildungsziele erreichen in einer Schule der Ermutigung.

(scr, 03.09.2021)

Fotos der E1 – E4 am Hannover Kolleg: nächste Seite!

Schüler*innen der Gymnasien für Erwachsene sprayen Graffito für Respekt und Solidarität

Schüler*innen der Gymnasien für Erwachsene sprayen Graffito für Respekt und Solidarität

„Unsere Schule ist bunter geworden“, erklären die Schüler*innen von Hannover-Kolleg und Abendgymnasien zu Recht. Denn seit Donnerstag, 8. Juli, prangt an der Außenwand der Turnhalle in der Thurnithistraße 6 in Döhren ein buntes Graffito: Vor dem Hintergrund der Regenbogenfahne, in deren Mitte die Erdkugel platziert ist, ergreifen sich zwei Hände. Die Hautfarbe changiert von hellbeige bis dunkelbraun.

Das Bild haben Schüler*innen vom Hannover-Kolleg und Abendgymnasium Hannover in einem Workshop gemeinsam an die Wand gesprayt. Mit dem Graffito setzen sie im öffentlichen Raum ein sichtbares Signal für Solidarität und Respekt, gegen Diskriminierung und Gewalt. Sie wollen die Werte, für die die Schulgemeinschaft steht, nach außen tragen. Professionelle Anleitung bekamen sie von Denis Kelle, einem Diplompädagogen und Sprayer: „Es ist beeindruckend, wie  selbstständig, sicher und schnell die Schülerinnen und Schüler das Motiv an die Wand bringen. Gerade die Erdkugel in der Mitte mit den verschränkten Händen ist nicht ganz einfach umzusetzen.“

Der Entwurf für das Graffito stammt aus der Schülerschaft. Nina Benders Zeichnung „Hand in Hand: gemeinsam statt gegeneinander“ hatte in einem schulöffentlichen Wettbewerb das Rennen gemacht. Die Arbeitsgemeinschaft „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ von Hannover-Kolleg und Abendgymnasium Hannover hat die Ideen zur Gestaltung gesammelt, per Online-Abstimmung den Siegerentwurf gekürt und die Finanzierung auf die Beine gestellt. Dafür hat die Arbeitsgemeinschaft sich erfolgreich um den Integrationspreis des Stadtbezirksrats Döhren-Wülfel beworben und insgesamt langen Atem bewiesen: „Wir haben das Projekt ziemlich lange vorbereitet – und dann kam noch Corona dazwischen“, sagen die Schüler*innen. „Super, dass wir jetzt so ein schönes Ergebnis an der Wand haben!“

12.07.2021 Sys

 

Gewusst warum: der Abiturjahrgang 2021

Gewusst warum: der Abiturjahrgang 2021

Der Einsatz in den vergangenen drei Jahren hat sich gelohnt. 34 Abiturient*innen erhielten am Hannover Kolleg und Abendgymnasium Hannover jetzt ihr Zeugnis in den Händen. “Niemand hat gesagt, dass es einfach wird – gerade deshalb können alle Absolvent*innen unglaublich stolz auf sich sein”, betont Frederike.  

Für alle ist das Abiturzeugnis nicht nur ein wichtiger Türöffner für die Universität oder die berufliche Neuausrichtung. Es ist der Beweis, wozu sie selbst fähig sind. “Was wäre gewesen, wenn…,” diese Frage wollten sie sich später nicht einmal stellen müssen.
Der Blick auf Schule und Lernen hat sich bei den Absolvent*innen am Hannover Kolleg oder Abendgymnasium – im Vergleich zur ersten Schulzeit – gewandelt. Warum sie sich für diesen Weg entschieden haben, dass wussten fast alle genau. Und dieses “Warum” trug sie durch ihre Schulzeit. Auch manche Fächer erscheinen plötzlich in einem anderen Licht. So stellt Maximilian fest: „Mir wurde klar, dass ich viele Interessensgebiete und Talente habe, die mir auf dem ersten Bildungsweg gar nicht bewusst geworden sind.“

In der Corona-Pandemie haben die Schüler*innen alle drei Unterrichtsszenarien erlebt: A, B und C. Während die Schulschließung im Frühjahr 2020 im 12. Jahrgang fast alle unvermittelt traf, waren sie froh, im Frühjahr 2021 als 13. Jahrgang in den Präsenzunterricht kommen zu dürfen. Die Atmosphäre in den leeren Fluren sei zwar teilweise gespenstisch gewesen, aber wenigstens hätten sie so mit den Mitschüler*innen “quatschen” können. Was der persönliche Austausch mit Lehrkräften und Mitschülern, was das gemeinsame Lernen bedeutet, wissen jetzt alle. Laura und Luisa sind sich einig: “Am schönsten ist es hierherzukommen.”

Eine ganz andere Atmosphäre als während der ersten Schulzeit

Ohne Zweifel gab es während der vergangenen Schulzeit für einige durchaus Höhen und Tiefen. „Es kann ja nicht immer alles leicht sein,“ betont Luisa und unterstreicht, wie dankbar sie zum Beispiel dem Mathe-Lehrer sei, als er ihr einmal gesagt habe: “Es ist doch nur Mathe.”
Die Absolvent*innen heben die persönliche Lernatmosphäre an den Gymnasien für Erwachsene hervor, nicht nur wegen der kleinen Lerngruppen. Besonders ab dem 12. Jahrgang sei eine Gemeinschaft unter den Schüler*innen entstanden. Das Verhältnis zu vielen Lehrkräften empfanden sie als weniger hierarchisch, eher auf Augenhöhe. Und die meisten Lehrer*innen gingen darauf ein, wenn jemand einmal durch die familiäre Situation oder Nebenjobs belastet war. Man werde angesprochen, wenn es Probleme gebe. Noch besser sei es allerdings, rechtzeitig von selbst das Gespräch zu suchen.

Mit Lernbereitschaft und Disziplin zum Ziel

Rückblickend räumen viele Abiturient*innen ein, dass Schulpensum sei nicht zu unterschätzen. Ohne Lernbereitschaft, Disziplin und Durchhaltevermögen sei es nicht möglich, die drei Jahre erfolgreich abzuschließen. Sehr wichtig waren für die meisten daher die Unterstützung im privaten Kreis oder im Arbeitsumfeld.
Der Jahrgang 2021 nimmt zum Abschied viel mehr mit als das Abiturzeugnis oder die FH-Reife. Neue Freundschaften, neue Erfahrungen, neue Perspektiven zählen jetzt ebenfalls zum “individuellen Gepäck”. “Ich würde es immer wieder machen,” das antworten viele auf die Frage nach ihrem persönlichen Fazit aus den vergangenen Jahren. Und falls es daran Zweifel geben sollte, macht Frederike allen Interessierten Mut: “Der Wille ist das, was zählt. Alles Weitere lernt man nach und nach.”

01.07.2021 Scr