Bei ihrer Exkursion zur Salzgitter Flachstahl AG erlebten Schüler*innen der Jahrgänge 12 und 13 Erdkunde-Unterricht der besonderen Art. Im Kontext des Themenschwerpunktes Wirtschaft lernten sie in Salzgitter Watenstedt Anlagen, Infrastruktur und Arbeitsplätze der Schwerindustrie kennen.
Die Schwerindustrie spielt in der deutschen Industriegeschichte eine wichtige Rolle. Auch heute noch ist sie als Zulieferer für den Automobilbau unerlässlich. Mit dem Besuch eines Hochofens, des Stahl- und des Warmwalzwerks besichtigten die Erdkunde-Kurse des Hannover Kollegs zentrale Stationen der Stahlherstellung. Was Zahlen und Bilder im Unterrichtsmaterial abstrakt vermitteln, untermauerten die Eindrücke der echten Anlagen. Zum Beispiel wie es sich anfühlt, neben einem Kran zu stehen, der 200 Tonnen flüssiges, 1500°C heißes Roheisen transportiert.
Perfektes Timing am Hochofen und am Converter
Bei der ersten Station am Hochofen erlebten die Schüler*innen, wie der Hochofen gerade angestochen wurde – dies geschieht circa alle zwei Stunden. Das Roheisen und die Schlacke laufen anschließend durch eine mit dicken Metallplatten abgedeckte Rinne. Sie werden getrennt, da die Schlacke leichter ist und auf dem Eisen schwimmt. In dem darunter befindlichen Waggon kommt nur noch Roheisen an.
Im Stahlwerk beobachteten die Kurse, wie das flüssige Roheisen mit verschiedenem Metallschrott in einen Converter (einen großen Kochtopf) gepackt wurde, um Stahl zu kochen. Dieser Prozess ist besonders wichtig, damit sich verschiedene Verbindungen lösen, der Kohlenstoffgehalt reduziert und eine Bearbeitung des Materials möglich ist. Roheisen selbst ist schließlich so spröde, dass es bei der Bearbeitung zerspringen würde. Erst durch den Prozess im Converter entsteht Stahl, der sich im Anschluss beliebig dünn walzen lässt, gut biegsam ist und zum Beispiel für Autokarosserieteile verwendet werden kann.
In der letzten Station, im Warmwalzwerk, wurden gegossene Roheisenstücke auf über 1200 °C erhitzt. Sie sehen aus wie glühende Lava, bevor sie in der 900 m langen Walzstraße auf eine Dicke von wenigen Millimetern reduziert werden. Besonders beeindruckend waren hier die warmen Temperaturen, die Lautstärke und der Dreck. Eine dicke Staubschicht bedeckte alles.
Eindrucksvolles Lernen, bleibende Erinnerungen
Die Rückmeldungen der Schüler*innen zu dem Ausflug waren durchweg positiv. Nicht nur die Größe der Anlagen sorgten für bleibende Eindrücke, sondern auch die Geräuschkulisse der gewaltigen Maschinen. Ganz zu schweigen von dem allgegenwärtigen Geruch von geschmolzenem Metall, den jeder kennt, der schon mal mit einem Trennschleifer gearbeitet hat. Dank dieser Eindrücke vor Ort werden die Arbeitsprozesse zur Stahlherstellung bestimmt lange in Erinnerung bleiben.
(Pic/Häb/Scr, 19.02.2024)